Vietnam: Ho Chi Minh Stadt und Mekong Delta

Gestern Morgen sind wir von Bangkok nach Ho Chi Minh City (HCMC, ehemals Saigon) geflogen.

HCMC ist die Wirtschaftsmetropole von Vietnam, im Süden des Landes gelegen, in der Nähe des Mekong-Deltas. Sie bietet nicht viel Sehenswertes, aber ist Ausgangspunkt für sämtliche Busreisen und Touren. Am Flughafen haben wir den Flughafenbus genommen und sind ins Zentrum gefahren. Wir dachten, dass schon in Bangkok viele Motorräder verkehren, aber das hier ist der absolute Wahnsinn. Auf offiziell gemeldeten 8 Millionen Einwohner in HCMC gibt es 5 Millionen Motoroller und Motorräder.


Verkehrsregeln gibt es sowieso keine, wer lauter hupt und schneller zufährt, gewinnt. Alles trifft sich auf der Straße, von Fußgängern über Fahrräder, Motortaxis, Motorrädern und Autos.

Alle fahren quer durcheinander, es ist ein einziges Spektakel, dem Verkehr zuzuschauen.

Verwunderlicherweise haben wir noch keinen Unfall gesehen, außer einmal, als eine Fahrradfahrerin zu schnell über einen Hubbel gefahren ist^^. Aber das war nicht schlimm. Ich glaube, dass die Fahrweise der Vietnamesen eine komplett andere ist als die deutsche und dass ein Vietnamese nicht einen Tag im deutschen Verkehr überleben würde. Denn bei uns wird bei Grün gefahren, ohne Rücksicht auf Verluste, ohne doppeltes Abchecken…Das ist hier anders. Hier wird zwar aggressiv gefahren, aber dennoch (fast) immer mit Umsicht und hoher Aufmerksamkeit. Natürlich darf man nicht außer Acht lassen, dass Vietnam eine sehr hohe Sterberate im Straßenverkehr im internationalen Vergleich aufweist, was aber auch an den vielen Motorrad- und Motorrollerfahrern liegt.

Wenn man die Straße überqueren möchte, sollte man den Regeln folgen:

- Habe ungefähr im Blick, welche Fahrzeuge von wo kommen

- Folge den einheimischen Fußgängern unauffällig

- Gehe nicht zu schnell und nicht zu langsam, niemals

- Wenn du das richtige Mittelmaß gefunden hast, behalte dieses Tempo bei und überquere die Straße ohne zu stoppen

 

In Acht nehmen muss man sich hier in Vietnam vor den Männern, die dich auf der Straße anquatschen und dir ihr Buch zeigen, in denen angeblich verschiedene Ausländer reingeschrieben haben, wie vertrauenswürdig und toll sie doch seien, wie viel Ahnung sie haben und was für interessante Touren sie privat mit dir unternehmen können.

Einmal sind wir darauf reingefallen, haben uns von ihm aufm Motorroller ins Hostel fahren lassen und sind dann mit ihm in sein Cafe gefahren. Letztlich hat er uns nur davon überzeugen wollen, dass wir ganz Vietnam von nun an mit ihm erkunden sollen und wollte für jede Tour viel zu viel Geld.

 

Wir haben in HCMC eine Tour ins Mekong-Delta, die wir am nächsten Morgen begonnen haben, gebucht. Man kann in Vietnam viel Geld für Luxus-Varianten ausgeben, aber genauso auch für wenig Geld reisen und leben. Zwei Mahlzeiten, Getränke und Kaffee erhält man bereits für 6 Euro. Und das ist kein schlechtes Essen. Genauso kann man aber auch in edlen Restaurants für 30,00 € pro Gericht speisen und in Hotels für 120,00 € im Doppelzimmer nächtigen. Für jeden Geldbeutel und jede Vorliebe ist etwas dabei!

Was das Essen anbelangt, mussten wir uns schon sehr umstellen. Ich kann jetzt schon sagen, dass ich eine Reis-Pause einlegen werde, sobald ich wieder in Deutschland bin.

Am Nachmittag waren wir im War Museum, ein Museum, das über den Vietnam-Krieg berichtet.

Die Darstellung war so authentisch und nah dran, dass man das Gefühl hatte, man hätte es miterlebt.

 

Es ist schon unglaublich, was die Amerikaner verwüstet und angestellt haben. 4 Millionen Vietnamesen sind bei dem Krieg umgekommen, Kinder, Frauen, Reisbauern und viele weitere unschuldige Menschen. Interessant fand ich zu erfahren, wie viele Nationen Vietnam mit Plakaten, Kampagnen und Demonstrationen unterstützt haben, wie sie Amerika mit allen Mitteln aufgefordert haben, den Krieg zu beenden. Erst 1975 wurde der Krieg nach 20 Jahren beendet und erst seit 1995 sind die Beziehungen zwischen den USA und Vietnam “normalisiert”, und dennoch sitzen die Wunden bei Vielen verständlicherweise noch sehr tief.

Nach dem Museumsbesuch haben wir uns in eine der vielen kleinen Gassen niedergelassen, um etwas Kaltes zu trinken. Das Lustige ist, dass man hier in Vietnam entweder in der Hocke oder auf Kinder-Plastikstühlen sitzt. Nur in richtigen Restaurants gibt es normale Stühle.

Jetzt weiß ich auch, warum viele ältere Menschen einen Buckel haben. Durch das viele hocken…

Südvietnam

 

Gerade sitzen wir im Bus von My Tho nach Can Tho im Mekong Delta. Der heutige Tag hat mich, wie so viele Momente hier, sehr beeindruckt.

Wir fahren auf einer Schnellstraße, die quer durch die Palmen geschlagen zu worden scheint, werden regelmäßig rechts und links von hupenden Motorrädern überholt und kriegen bei jeder Vollbremsung einen halben Herzinfarkt.

Junge Frauen mit Kegelhüten sitzen am Straßenrand auf Reissäcken, kleine Mädchen flechten Hängematten, rasende Motorräder mit teils 4-köpfigen Familien mit Mundschutz auf, schlängeln sich am Straßenrand entlang (Wer im Weg steht, wird weggehupt, also niemals verträumt an der Straße stehen!!!), weitere Männer und Frauen verkaufen Kokosnüsse oder transportieren so ungefähr alles, was man tragen kann, auf den Rollern. Das hier ist besser als Kino! :)

Nachdem wir heute morgen um 8.00 zwei Stunden gefahren sind, sind wir in My Tho im Mekong Delta angekommen. Das Mekong Delta bezeichnet die Region westlich von Ho Chi Minh City in Südvietnam, in der sich das Leben rund um den Fluss Mekong, den Reisanbau, Kokosnüsse und Ananas dreht.

 

Wir haben uns zunächst die Vinh-Trang Pagode angeschaut, bei der wir live an einer Gebets- und Gesangsstunde der Mönche teilnehmen durften. Auch, wenn wir nichts verstehen, ist dieser laut dröhnende Sprechgesang, die nach vorne gebeugten Mönche auf dem Teppich und die riesige Buddha-Statue im Zentrum, ein Erlebnis für sich. Diese Pagode ist dafür bekannt, dass sie Waisen aufnimmt und armen Kindern ein Dach über dem Kopf bietet.

Danach sind wir direkt an den Fluss Mekong gefahren. Dort sind wir in ein Boot gestiegen und haben die Schildkröten-Insel angesteuert. Der 4500 km-lange Mekong hat vier Inseln, die nach den vier heiligen Tieren Vietnams benannt sind: Schildkröte, Einhorn, Drache und Phönix.

Das Fluss-Leben ist etwas Besonderes, so speziell, so entspannt und doch turbulent. Die klapprigen Bambushütten säumen das Ufer, einige davon auf Holzpfählen und andere davon schwimmende Häuser. Überall sieht man kleine und mittelkleine Boote, die entweder etwas transportieren oder als Wohnzimmer mit Balkon fungieren, auf dem bunte Klamotten zum Trocknen aufgehängt werden. Viele Menschen chillen in Hängematten und winken freudig, wenn jemand vorbeikommt. :) Ich kenne kaum jemanden, der sich strahlend über kontinuierlichen wechselnden Besuch an seinem Wohnzimmer freut.

Auf der dschungel-ähnlichen Insel wurde uns von einer vietnamesischen Familie Reis und Gemüse mit einem etwas rohen Fleisch serviert.

 

Dann sind wir weitergetuckert und durften einigen Vietnamesen bei der Herstellung von Kokosnussbonbons zuschauen. Erst wird aus dem Fleisch der Kokosnuss-Saft gepresst (75%), dann mit 25% Malz(zucker) gemixt und eine Stunde mit einer Maschine wild gerührt. So entsteht eine klebrige Bonbonmasse, die nun noch klein geschnitten und verpackt wird. Uns wurde gesagt, man könne das Papier mitessen, aber für uns sah das wie normales Papier aus und war alles andere als ein kulinarischer Höhepunkt. :) Neben den Bonbons durften wir noch mehr probieren, so z.B. Bananen- und Schlangenwein. Und natürlich haben wir uns ordentlich mit lokalen Souvenirs eingedeckt. Der Schlangenwein ist ein hochprozentiger Schnaps, in dessen Flasche eine “echte” tote Schlange und ein “echter” toter Skorpion eingelegt sind. Interessant oder wie benennt man die Dinge so schön, denen man ein wenig skeptisch gegenübersteht.

Die Einheimischen haben uns ihren selbstgemachten Honigtee angeboten und sich über Trinkgeld gefreut. Als wir gerade gehen wollten, kam ein Mann mit einer 2,5 m Würgeschlange aus einem Schuppen heraus. Abenteuerlustig wie ich bin, habe ich mir die Schlange um den Hals gelegt und mich von dem netten Vietnamesen belehren lassen, dass die Schlange im Mekong-Delta heimisch ist.

 

Anschließend ging es weiter in kleinen Paddelbooten. Eine nette ältere Dame hat uns zum nächsten Ort gepaddelt. Hier wurden wir wiederum nach einem kleinen Walk durch Palmen und Büsche von Einheimischen empfangen, die uns Obst und Tee serviert haben und mit vietnamesischer Musik bereichert haben – einer Musik, die ich mir nicht freiwillig anhören würde, die jedoch perfekt in die Situation und das Land passt.

Ein kleiner vietnamesischer Junge, der auch mit auf der Tour ist, hat sich im Laufe des Tages ein bisschen in mich verguckt :): Er ist so niedlich, lacht die ganze Zeit, folgt mir auf Schritt und Tritt, versucht mir die vietnamesischen Wörter für Tiere beizubringen und ist einfach goldig. :)

Nun sind wir wie gesagt gerade auf dem Weg nach Can Tho, welches ebenfalls ein Ort im Mekong-Delta ist. Dort werden wir übernachten und morgen ganz früh auf einen “Floating Markt” gehen. Da werden wir noch mal die hektische Seite des Flusslebens kennenlernen - wir sind gespannt.

 

2. Tag im Mekong Delta:

Gestern Abend wurden wir in der Nähe von Can Tho mitten auf der Straße rausgelassen und von einem jungen Mann quer durch die Büsche in ein kleines Dorf, das nicht mal auf der Karte zu finden ist, geführt. Auf dem matschigen Weg wurden wir regelmäßig von hupenden Motorrollern, die, wie es schien alle zur gleichen Zeit in ihr Dorf zurückwollten, überholt.

Am Fluss sind wir in ein kleines Boot gestiegen und wieder einmal auf einem Flussarm des Mekongs entlang getuckert…Herrliche Brise am Abend!

Nach ca. 10 Minuten kamen wir auch schon bei einer Holzhütte aus Bambus an, die unser Schlafplatz für die Nacht war. Freudig wurden wir von Shang begrüßt. Er hat uns den Abend lang nett unterhalten, viele Geschichten über Vietnam erzählt und seine Frau und sein Sohn haben uns lecker bekocht. Wir durften sogar mithelfen und die Frühlingsrollen selber machen. Gaumenschaus! Es gab noch Tofu in Tomatensauce, frischen Fisch aus dem Mekong und pfannkuchenähnliche Taschen, die wir mit Minze, Salat, Fisch und der berüchtigten Fischsauce gegessen haben. Frisch und lecker. Das kommt definitiv in die Liste meiner Gerichte, die ich in Hamburg nachkochen werde. 

Shang hat für vietnamesische Verhältnisse sehr gut Englisch gesprochen. So konnten wir immerhin 80% von dem, was er erzählt hat, verstehen. Und, ihr könnt mir glauben, das ist nicht selbstverständlich hier. :)

Ich sag nur “Same same but different”…Dieser Satz brennt sich schnell in deinen Kopf ein, weil du ihn links und rechts hörst und oft der einzige Satz ist, den die Vietnamesen auf Englisch selbstbewusst aussprechen. Bedeutung? Ja, das wüssten wir auch gerne.:)

Heute Morgen wurden wir bereits um halb 5 von dem Hahn der Familie geweckt. Shang hat uns dann das ganze Dörfchen gezeigt. Alles lebt um 6 Uhr morgens. Frisch und munter hocken die Frauen schon auf dem Markt in einem Kreis und schneiden Riesen-Fische *zack* in der Mitte durch…Hmmm schön zu sehen, auf nüchternen Magen, direkt nach dem Aufstehen. :)

Es wurden vor allem Fisch, Früchte und Gemüse verkauft.

Highlight war die Situation, in der wir durch das Wohn-/Schlafzimmer einer Familie gelatscht sind, um zum Boot am Fluss zu kommen, da wir diesen überqueren mussten. Wir sind direkt am Bett eines kleinen Jungen vorbeigegangen, der noch tief und fest geschlafen hat. Diese öffentlichen Durchgänge gibt es hier in Vietnam erstaunlich viel. Andere Mentalität. Anonymität gilt als Fremdwort.

 

Zurück in unserer Hütte haben wir gefrühstückt und sind dann zu einem der größten “Floating Markets” aus Vietnam getuckert. Hier wird alles auf dem Wasser verkauft und verhandelt. Herrlich, diese Aufruhr, die knatternden Schiffe im Vergleich zu den kleinen Paddelbooten, die Riesen-Berge an Ananas, Kürbis, Kokosnuss, Salat, Dragonfruit und der litchi-ähnlichen Frucht Rambutan.

Die kleinen Boote binden sich während der Fahrt an deinem Boot fest und verkaufen den Insassen, was immer sie wünschen. Sogar Kaffee.

Wir haben übrigens  in den vietnamesischen Kaffee verliebt. Er ist ein Traum. Die Bohnen, die hier wachsen und einen sehr starken schwarzen Kaffee zaubern, werden nicht mit frischer Milch, sondern mit süßer klebriger Kondensmilch verrührt. Bestimmt nicht das Gesündeste, aber so ab und zu ein Genuss.

Ich hätte ewig auf dem Mekong entlang schippern können, so viel gibt es zu sehen, so aktiv und freundlich sind die Menschen. Einige Male mussten wir ganz schön über die Kontraste staunen. Neben einer Bambushütte auf Bambusstäben im Wasser, bei der du Angst hast, sie könne jede Sekunde zusammenbrechen, ist ein riesiges modernes Bauwerk in Arbeit. Wahrscheinlich ein Luxushotel. Die Entwicklung des Tourismus schläft auch in diesem Land nicht.

 

Ansonsten haben wir heute noch Obstplantagen und eine hauseigene “Nudelfabrik” besucht. Unglaublich, wie diese weißen klebrigen Nudeln, die in der vietnamesischen Spezialität “pho” (Reis-/Nudelsuppe) enthalten sind, hergestellt werden. Aber das würde jetzt zu weit führen…

Nun sind wir in einem netten Hotel in Rach Gia, das direkt am Golf von Thailand liegt.

Morgen nehmen wir die Fähre zur Phu Quoc Island, die “echte Perle Vietnams”, wie wir gehört haben. Wir freuen uns auf vier Tage Strand und Sonne.

 

Fortsetzung folgt...