Usbekistan - Auf den Spuren der Seidenstraße

U – Ulug Beg – Timuriden-Fürst, Astronom und Märtyrer der Wissenschaft, 14. Jh.

S – Seidenstraße und wichtige Handelsstädte zum Austausch von Waren, Kulturen und Ideen

B – Basare – Obst, Gemüse, Schafsköpfe, Fisch, Jogurt, Brot, Messer, Porzellan und und und…

E – Emire als vergangene Befehlshaber

K – Karawansereien, Koranschulen und Kamele

I  – Islam – 90 % der Usbeken bekennen sich als Muslime (und Lügen ist schlimmer als Töten)

S – Sandwüste und sandbraun-orientalische Architektur

T – Türkise Kuppeln

A – Aladin-Ambiente 

N – Nerzfell-Hüte

Von der Grenzüberschreitung von Tadschikistan nach Usbekistan werde ich wohl noch meinen Enkelkindern erzählen. „Terrorist? Drugs? Medication? Videos? Religious Books? Tourist? Journalist? Open your bags!” Aber nicht, dass du auch nur ein Unterhöschen vergisst auf dem Tisch auszubreiten – Sie finden es. Mein für die Beamten schwer verdächtig aussehender Teddybär wurde intensiv durchsucht. Nachdem sie den Po des Bärchens detektivisch abgetastet haben und ich die Frage, ob sich Drogen darin befinden, mit “Nein” beantwortet habe, wurde mein Bär durch einen Scanner geschickt. Resultat: Drogenfrei. Nun ging es an die elektronischen Geräte: Fotos und Videos meines Handys wurden genauestens geprüft. Danach waren Kamera und die in Bishkek gekauften DVDs an der Reihe. Alles okay. Nächster Schritt: Geld zählen. Man muss genau angeben, wie viel Geld man in welcher Währung einführt. Falls man bei der Ausreise mehr Fremdwährung als bei der Einreise besitzt, wird dieses einbehalten. Nach ca. einer Stunde wurde ich in das nächste Gebäude geleitet, in dem mir weitere Fragen gestellt wurden.

Nach ca. 1 km Fußweg war ich mich nach diesem erlebnisreichen Grenzübergang auf usbekischem Boden angekommen. Durchatmen.

 

Fehlanzeige. Ca. 20 Taxifahrer hatten mich bereits im Visier, als ich aus den Toren der Grenzkontrolle heraustrat. Und dann ging das Feilschen los. Bei 100 Dollar haben sie angefangen, für 15 Dollar wurde ich letztlich in 6 Stunden nach Samarkand gefahren. Ein bestimmter und energischer Ton ist mit den Taxifahrern Grundvoraussetzung, um nicht über den Tisch gezogen zu werden. Ich habe so viel gelernt in meiner zwei Monaten in Zentralasien, dass ich mich mittlerweile sicher im Umgang mit den Einheimischen fühle und Situationen, die mir zu Beginn der Reise neu und ungewohnt vorkamen, nun gut einschätzen kann. Es macht mir nach wie vor viel Spaß, ein Land intensiv kennenzulernen, indem man alleine unterwegs ist und sich alles selber erschließt. Auf diese Weise kann ich mich schnell orientieren, mir Orte und Fakten einprägen und bekomme durch den Kontakt mit Einheimischen ein Gefühl für Land, Sprache und Leute.

 

Und nun zu Usbekistan:

Außer dem Wörtchen “-stan” am Ende des Wortes, der Grenze und einigen kulinarischen und kulturellen Gegebenheiten, verbindet Usbekistan wenig mit Kirgistan und Tadschikistan. Landschaftlich fast das Gegenteil. Fast ausschließlich Flachland, von sandtrockener Wüste bis hin zu Baumwoll-Feldern und einer westlich orientierten modernen Hauptstadt.

 

In diesem Land wird Geschichte geschrieben. Usbekistan zählt gleich zwei Städte, die für die einstige Seidenstraße wichtige Handelszentren waren, zu seinem Eigentum – Samarkand und Buchara. Hier trumpft nicht nur eine Medrese (Koranschule) neben der nächsten Moschee mit türkiser Kuppel vor einem gigantischen Mausoleum. Nein – Hier sind ganze Stadtteile noch mit der originalen Mauer von vor Jahrhunderten umrandet. Hier wird Geschichte lebendig. In dem turbulenten Treiben der Menschen von heute, die ihren Alltag in den uralten Mauerrn leben und Souvenirs auf den Basaren verkaufen, die an das Leben auf der Seidenstraße erinnern. Feine Zeichnungen auf Seidenpapier, die bedeutende Händler und Herrscher mit ihren Kamelen zeigen und aufwendig gewebte Teppiche aus Kamelfell oder Seide. Noch heute Tradition, noch heute in Gebrauch. Und ein Vermögen wert (20.000 Dollar für einen Seidenteppich, ca. 2 x 2 m – Ich hätte ihn FAST gekauft :-)). Und gleichzeitig verleitet dieses orientalische Ambiente zum Träumen – Wie muss das Treiben auf der Seidenstraße im 12. Jahrhundert ausgesehen haben? Wie lange waren die Karawanen unterwegs, bevor sie Unterschlupf in einer Karawanserei in Buchara gefunden haben? Die Städte wirken archaisch, surreal, magisch.

 

So habe ich zwei Tage in Samarkand, in Buchara, in Chiwa und zum Abschluss in Tashkent verbracht. Es ist schwer zu sagen, was mir am besten gefallen hat. Buchara hat eine besondere Erinnerung in meinem Herzen hinterlassen, weil mich bei meinem ersten Spaziergang durch die Stadt ein 13-jähriges Mädchen auf der Straße angesprochen hat.  “Hello. How are you?” So hat unsere erste Begegnung begonnen. Sie hatte sich gerade eine Schokolade in dem kleinen Shop an der Ecke gekauft und war auf dem Heimweg. Doch dann wurde ihre Neugierde von diesem Wesen mit Rucksack, Kamera und blonden Haaren geweckt. Offensichtlich eine Touristin. Aufgeschlossen und niedlich hat sie mir alle möglichen Fragen gestellt, die ihr Englisch zugelassen haben und mir erzählt, sie möchte später einmal ein Tourguide werden. Tourismus ist in diesen Ländern eine zukunftsträchtige Branche – das hat sich herumgesprochen.

 

Sie hat mich zu der Medrese gebracht, die ich gerne besichtigen wollte und mir ein paar Informationen über diese Koranschule vorgelesen, die sie in ihrem Handy gespeichert hat. Sie ist eifrig dabei, sich in ihrem jungen Alter bestmöglich auf ihren Traumjob vorzubereiten. Danach hat Maftuna mich zu ihrer Familie nach Hause eingeladen und ich habe mit ihr und ihrer Großmutter Tee getrunken. Ich liebe diese Momente. Sie sind so real und so weit entfernt von touristisch ausgerichteten Erlebnissen. Das macht diese Länder authentisch und ich hoffe, dass das noch einige Jahre so bleiben wird. Wir haben ein paar Fotos zusammen gemacht und ich musste ihr versprechen, ihr diese aus Deutschland zu schicken.

Da kam mir die spontane Idee, die Fotos direkt zu drucken und ihr vorbeizubringen. So habe ich mich am nächsten Nachmittag wieder bei ihr vorgefunden und ihr die Überraschung überreicht. Ihr Gesicht ist aufgegangen wie eine Sonne. Und dann das Übliche. Tee, Brot, Obst und die Großmutter hat sich sofort darangemacht, das Nationalgericht Plov zu kochen. Maftuna hat mir fröhlich ihre gesamte Großfamilie in Fotoalben vorgestellt. Auch wenn wir uns nur kurz kennengelernt haben, ist es mir schwer gefallen, meiner neuen 13-jährigen Freundin “Tschüss” zu sagen. Wahrscheinlich werden wir uns nie wiedersehen. Immerhin haben wir unsere Handynummern. Denn auf die Post ist kein Verlass. Und auch wenn es kurz war, werde ich Maftuna und ihre Familie nicht vergessen. Momente, die das Herz erblühen lassen und sich als besondere Erinnerung verankern. Buchara hatte einige dieser Momente.

 

So auch der Moment, als ich in eine Fabrik gestolpert bin, in der junge Mädchen Teppiche aus Kamel- oder Schafswolle gewebt haben. Sie haben mich lächelnd begrüßt und waren drauf und dran, mir das Weben beizubringen. Ich habe mich neben ein Mädchen gehockt und ihr aufmerksam zugeschaut. Mit zarten, dürren Fingern und einer unglaublichen Feinfühligkeit hat sie Faden für Faden gewoben. Dann war ich dran. Da das Zuschauen alleine nicht gereicht hat, hat sie mir noch dreimal langsam gezeigt, wie der Knoten gemacht werden muss. Mit ihrer Hilfe habe ich es früher oder später hinbekommen. Der nächste Knoten war jedoch wieder falsch und ich hörte nur ein „Noooo“ – zum Glück konnte sie das Gewusel einfach rückgängig machen und ich habe zu der Erheiterung der Mädchen beigetragen. :-) Ich bewundere die Mädchen für dieses Kunsthandwerk. Und als ich von der Ausbilderin gehört habe, dass es im Schnitt drei Wochen dauert, um das Handwerk des richtigen Knotens zu beherrschen, habe ich verständnisvoll genickt. Das ist eine Kunst für sich!

 

Buchara ist reich an Kunsthandwerk. Überall kann man am Straßenrand oder durch eine Scheibe sogenannte Miniaturzeichner, Schmiede und Porzellanmacher beobachten. Manchmal habe ich gefragt, ob ich zuschauen kann. Stolz haben sie mich staunen lassen.

 

Eine wahrlich interessante Tatsache, die jedes Reisen nach Usbekistan zu etwas Besonderem macht, ist das Geld. 1 USD entspricht offiziell 2.900 SOM. Das bekommt man beim Tausch in der Bank. Inoffiziell, das heißt auf dem Schwarzmarkt, erhält man je nach Tageskurs ca. 6.000 SOM. Blöd wäre man, seine ins Land eingeführten Dollar nicht auf dem Schwarzmarkt zu tauschen. Ich hatte im Voraus gehört, dass auf die Bankautomaten kein Verlass ist. Also habe ich genügend Dollar in bar mitgebracht und geplant, diese vor Ort zu tauschen. Das erste Mal in Samarkand. Es ist nicht schwer, Schwarzmarkt-Dealer zu finden, da in Usbekistan jeder auf diese Weise sein Geld tauscht. Und so habe ich im Lonely Planet nachgelesen, in welcher Straße ich die Dealer finden würde und kaum bin ich um die Ecke gebogen, wurde ich von den verlockendsten Angeboten überwältigt. Ich wusste von vornherein, dass in diesem Business Vorsicht geboten ist. Niemals dem Dealer vorschnell die Dollar aushändigen, sondern das Geld zunächst akkurat zählen. Und so habe ich mich an die Mauer gehockt und jeden einzelnen Schein der sechs dicken Stapel gezählt. Der niedrigste Schein entspricht 500 SOM, der höchste 5.000. Ihr könnte euch sicher vorstellen, wie schwer der Beutel mit umgerechnet 100 USD ist. 600.000 SOM in 1.000er und 5.000er-Scheinen. Es hat mich 15 Minuten gekostet, bis ich realisiert habe, dass die ersten zwei Stapel einwandfrei waren, in dem dritten jedoch 100.000 SOM fehlten...

Ich habe dem Dealer das Geld mit einem wissenden Lächeln in die Hände gedrückt und bin zum nächsten Angebot geschlendert. Fünfmal ging das Ganze so. Bis ich mich entschieden habe, in ein offizielles Schwarzmarkt-Büro zu wandern, in welchem das Geld mit einer Maschine gezählt wird. Ich habe es dennoch nachgezählt – und siehe da. Es war der korrekte Betrag. Geschafft. Genug von jeglichen Dealern habe ich mich um eine Erfahrung und 600.000 SOM reicher aus der schwarzen Region bewegt und mich den historischen Bauten gewidmet.

 

Während Samarkand und Buchara originale Städte der Seidenstraße sind, ist Chiwa erst im 18. Jahrhundert zu der kleinen ummauerten Stadt geworden, die sie heute ist. Und dann fliegt man 983 km in das westlich-orientierte, moderne Tashkent, das mit einem gut ausgebauten, unkomplizierten U-Bahn-Netz alle anderen Hauptstädte Zentralasiens in den Schatten stellt. 1.000 Som kostet eine Fahrt, umgerechnet 20 Cent. Die U-Bahn ermöglicht wie bei uns ein schnelles Vorankommen. Abgesehen von von der Sicherheitskontrolle an jeder Station, die das Durchsuchen der Taschen, die Prüfung von Reisepass und Registrationsbelegen (die man in seiner Unterkunft erhält) und die Frage Namen und Herkunft beinhaltet. “No photos” ruft einer der Polizisten der sich neugierig umschauenden Touristin hinterher. Ein paar Stufen führen hinunter in eine andere Welt, eine Welt der Eleganz. Statt Papier und Plastikmüll, Zigarettenstummeln und laut am Telefon kommunizierenden Männern wirken die U-Bahn-Stationen jungfrauen-rein. Stille, blinkende Anzeigetafeln und im nächsten Moment ein sowjetischer Zug, der in die Station rattert. Russische Ansage und die Türen schließen genauso so schnell wie sie sich öffnen. Ich muss sagen, dass diese U-Bahn in Tashkent mit Abstand das fortschrittlichste ist, was ich in diesen zwei Monaten Zentralasien gesehen habe.

 

Neben der U-Bahn beherbergt die Hauptstadt Usbekistans viele moderne Universitäten, die stark auf internationalen Austausch ausgerichtet sind, Museen und Kunstgalerien, Parks, Kriegsdenkmäler, moderne Hotels, Präsidentenherbergen, einen Fernsehturm und den turbulentesten Bazar Zentralasiens.

 

Auf dem Weg von Tashkent zur kirgisischen Grenze sind wir durch das grüne, an Landwirtschaft reiche Fergana Valley gefahren. Hier werden neben Obst und Gemüse vor allem Baumwolle und Seide gezüchtet. Leider habe ich die Baumwollernte um zwei Monate verpasst. So waren die weitflächigen Baumwollfelder vorrangig mit braunen Sträuchern und nur vereinzelt weißen Wollkügelchen versehen. Der Anbau von Baumwolle ist ein heikles Thema in Usbekistan, da er unter anderem für das Austrocknen des Aralsees und weiteren Gewässern verantwortlich ist. Gleichzeitig ist Baumwolle jedoch ein wirtschaftlich unverzichtbares Gut – wie so oft ein Konflikt, unter dem die Natur und langfristig die Bewohner der betroffenen Areale zu leiden haben. Die Fahrt von Tashkent durchs Fergana Valley war aber nicht nur landschaftlich interessant – Ich habe mich morgens von einem Taxi zu dem Platz fahren lassen, von dem aus sogenannte „Shared Taxis“ in alle möglichen Orte im Fergana Valley fahren. Als ich dort ankam, waren wir erst zwei von vier möglichen Personen, aber das kannte ich schon. Das Taxi fährt dann los, wenn es voll ist. Eine Stunde, zwei oder fünf Stunden, man bringt besser zu jeder Zeit Geduld mit. Oder man bucht sich einen privaten Fahrer. Dann verschwendet man keine Zeit fürs Warten. Aber ich mag es ja, mich unter die Einheimischen zu mischen. :-)

 

In diesem Fall ging es recht schnell, sodass wir Tashkent nach 40 Minuten verlassen konnten. Es war 10.00 Uhr. Die Grenze schließt um 19.00 Uhr. 4 Stunden Puffer, das sollte reichen. Ich wurde eines besseren belehrt. Nach einer Stunde haben wir das erste Mal gestoppt, da der Fahrer Hunger hatte. Natürlich. Ich war absolut entspannt und habe die lokal-usbekische Atmosphäre bei Tee und Brot genossen. Zumal mir bereits nach einer Stunde jede Pause mehr als gelegen kam, da ich auf der Rückbank zwischen zwei nicht gerade schlanken Männern eingequetscht saß. Und der ältere Herr zu meiner Linken ungewöhnlich kommunikativ war, ich jedoch aufgrund seiner Alkoholfahne Schwierigkeiten hatte zu atmen. In regelmäßigen Abständen wurde ein kleines Fläschchen mit Tabakkügelchen umhergereicht. Ich habe dankend abgelehnt. Diese Kügelchen statt Zigaretten sind bei den Männern in Zentralasien Gang und Gebe. Ich bin mir nicht ganz sicher, was sie genau enthalten. Angeblich haben sie eine beruhigende Wirkung. Zu schmecken scheinen sie jedoch nicht. Denn ca. 30 Sekunden nach der Einnahme geht das unangenehme, unüberhörbare „Gerotze“ los. Türen werden während der Fahrt geöffnet und Schleim fliegt in alle Richtungen. Ich habe mich daran gewöhnt. Trotzdem werde ich diese unappetitlichen Geräusche nicht vermissen! :-) Das zweite Mal haben wir an einem Marktstand angehalten. Die Männer mussten ihre Vorräte an Nüssen aufstocken, denn Pistazien zu knacken und knabbern und mit den Marktfrauen zu schnacken, gehört ebenfalls zur guten Sitte. Weitere Stopps: Ölwechsel, Tanken, Pinkelpause, Reisepass-Kontrolle. Diese „Shared Taxi“-Fahrten sind wirklich für jede Überraschung gut. Ich nehme es mit Humor. Ich habe mich ja letztlich erneut darauf eingelassen, obwohl ich die Vorzüge eines privaten Fahrers bereits mehrfach in Tadschikistan und Kirgistan erfahren durfte. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe den Grenzübergang hinter mich gebracht und bin letztendlich gut in Kirgistan angekommen.

 

Auch dieser Trip war wieder von interessanten Begegnungen geprägt. So habe ich zum Beispiel ein französisches Pärchen getroffen, die bereits gute 5.200 km von Italien nach Samarkand zu Fuß hinter sich gebracht haben. Sie laufen die Seidenstraße entlang mit dem Ziel, Kulturen auszutauschen, zu geben und zu nehmen. Etwas verrückt die Beiden, aber hoch interessant, ihren Geschichten und Erlebnissen zu lauschen. Nun wird es zu kalt zum Laufen und Zelten. Deshalb werden sie den Winter über in Bishkek verbringen und im April weiterlaufen. Ich habe ihnen den Kontakt zu meinen Freunden Temirlan und Alina in Bishkek vermittelt – mit ihrer Hilfe haben sie innerhalb von drei Tagen eine kleine Wohnung im Zentrum gefunden. Schön, wenn man helfen kann. 

Nach dem Grenzübergang habe ich noch eine Nacht in Osh verbracht und bin am nächsten Morgen für 20 Dollar nach Bishkek geflogen – der kürzeste Flug, den ich je erlebt habe: 30 Minuten.

 

Die letzte Woche war ich in Karakol Snowboarden. Ganze drei Skilifte hat das beste Skigebiet in Zentralasien. Aber insgesamt 20 km ausgebaute Skipisten und wunderbaren Neuschnee. Und auf den zwei Skihütten läuft sogar laute Musik, man nenne es die russisch angehauchte Apres Ski Musik. :-) In Karakol habe ich bei einem Holländer gewohnt, der vor acht Jahren eine Kirgisin geheiratet und mittlerweile zwei Kinder mit ihr hat. Sie haben letztes Jahr ein gemütliches Bed & Breakfast eröffnet, in dem man sich nur wohlfühlen kann. Gemütliche Betten, heißes Wasser, Tee und Kaffee zu jeder Tageszeit, hausgemachtes Essen, Bücherstube und jederzeit für einen Schnack zu haben. Timo, der anderthalb jährige Sohn hat regelmäßig von meinem Teller gegessen, was der familiären Atmosphäre in diesem offenen, liebevollen Haus das i-Tüpfelchen vermacht hat.

 

Es war interessant, den Unterschied zwischen zentral-asiatisch geführten und von westlichen Ausländern geführten Unterkünften zu spüren. Als Holländer weiß Andre, was Touristen aus dem Westen erwarten und mögen. Und so scheint es für ihn eine Selbstverständlichkeit zu sein, dass auf den Frühstückstisch auch Butter gehört. In den vorangegangenen Wochen war Butter eher eine Ausnahme. Und das ist nur ein simples Beispiel.

Das Skifahren ist im Vergleich zu unseren europäischen Verhältnissen ein echtes Schnäppchen. Umgerechnet 9 Euro kostet der Tagespass. Und für das Ausleihen von Snowboard, Brille und Helm ist man mit 6 Euro dabei. Die Sessellifte sehen aus, als wären sie aus Sowjetzeiten, aber sie funktionieren einwandfrei. Das Beste ist jedoch, dass die Pisten im Vergleich zu unseren Skigebieten fast menschenleer sind. So hat man freie Bahn und wird selten von betrunkenen Gesellen oder sich überschätzenden Anfängern gestört.

 

Vorhin habe ich mir eine wohltuende Hot Stone Massage gegönnt – meine angespannten Muskeln vom Snowboarden haben sich dankend verneigt. Und gleich treffe ich mich zu einem Abschlussessen mit meinen Freunden Temirlan und Alina, denn es ist an der Zeit, sich zu verabschieden. Usbekistan, Kirgistan und Tadschikistan – drei Länder, drei Kulturen, drei Sprachen. Und doch im Kern ähnlich untereinander, jedoch fremd für uns. Was hat diese Reise meinen Horizont erweitert!

 

Ich danke euch für eure Zeit und euer Interesse an meiner zweimonatigen Reise durch Zentralasien.

 

Alles Liebe und хаш гил (Tschüss in Usbekisch)

Eure Lotti

  

Ein Blogeintrag zu Tadschikistan und Kirgistan folgt.