Wien zum "Ausrasten": Das geht sich aus :-)

Nicht wundern. Ich habe mich im Titel nicht verschrieben. „Ausrasten“ in Österreich bedeutet so viel wie Entspannen im Deutschen! :-)

 

W iener Schnitzel

I n action

Edle Gebäude 

N aschmarkt


Danke Toni und Nigge für dieses tolle Wochenende!

Ihr habt mir diese geschniegelt-prächtige Stadt in kürzester Zeit mit ihren unterschiedlichen Facetten und Gesichtern nahegebracht. Jetzt habe ich ein Gesicht vor Augen, wenn ich Germknödel oder Schnitzel esse (natürlich nur echtes Kalbsschnitzel mit reichlich Blasen im Teigmantel :-)), wenn ich von Donauschifffahrten höre, Studenten von der WU treffe, eine Ausstellung des Künstlers Klimt besuche, mit den Stadträdern von A nach B düse, einen Wein aus den Reben am Kahlenberg koste, vom "Steffl" in Reiseberichten lese, einer forschen Ur-Wienerin begegne oder einfach den Namen Wien höre.

Ich habe am Freitag Nachmittag den Zug von München nach Wien genommen. Ich war drei Tage in München, um auch dort im Verlag eine Übergabe zu machen, denn mein letzter Arbeitstag, der 30.04. rückt immer näher. Im Zug bin ich sofort eingeschlafen, nicht zuletzt meiner Erkältung geschuldet, die sich bereits am Mittwoch früh, als ich in den Flieger nach München gestiegen bin, angebahnt hatte. Aber Salzwasser-Spülung, Gurgeln und viel Schlaf wirkt ja bekanntlich Wunder.

Zwischendurch bin ich einmal aufgewacht und dachte, ich träume. Was für eine bezaubernde Landschaft um Salzburg herum. Saftig grüne Wiesen vor schneebedeckten Bergen. Da kriege ich sofort Bauchkribbeln und merke deutlich, wie sehr mir die Berge fehlen bei uns im Norden!

Nachdem ich nach knapp fünf Stunden Fahrt von Toni und Nigge am Wiener Hauptbahnhof überrascht worden bin und wir entspannt zu ihnen nach Hause in die Gerlgaße geschlendert sind, wartete dort die nächste Überraschung (was habe ich für ein Glück?) auf mich: Es gab einen perfekt zum sonnigen Wetter passenden Rote Bete-Salat mit Walnüssen und Apfel, einen fruchtig-frischen Wassermelonen-Salat und Tomate Mozzarella. Den Abend haben wir mit einer Freundin von Toni zu Hause verbracht, unter anderem mit Blick über Wien von ihrer exklusiven Dachterrasse, Nutzung halb erlaubt. :-) Nachdem wir uns müde gequatscht haben (ja, das passiert! :-)), haben Toni und ich es uns, gemeinsam mit Winnie Poo in ihrem kuscheligen Hochbett gemütlich gemacht und sind bei einem Ted Talk zur Frage Am I a giver or a taker? eingeschlafen.

Am Samstag haben wir entspannt ausgeschlafen und als Toni mich gefragt hat, ob ich Laufsachen dabei habe, hat uns nichts mehr in der Wohnung gehalten. Wir haben uns die Stadt anderthalb Stunden „erjoggt“, perfekt für den ersten Eindruck. Stadtpark, Donaukanal, Wiener Fluss, Universität, Prater, 1. Bezirk, Schloss Belvedere. Nach einer Dusche sind wir aufs Fahrrad umgestiegen. Wien hat so viel zu bieten und lässt sich optimal mit dem Fahrrad erkunden. Obwohl ich als wissbegieriges Wesen auch gerne mal schlendere. Daher war unsere Kombi aus Fahrrad und Fuß-Strecken perfekt. An jeder Sehenswürdigkeit habe ich dann meinen Online Guide gezückt und uns etwas über das jeweilige Bauwerk oder Viertel vorgelesen. Berufskrankheit? Oder reine Leidenschaft? Ich würde sagen, von beidem etwas!

Besonders aufgefallen sind mir die sauberen Straßen und die vielen weißen edlen Bauten. Ob Hofgarten inkl. Nationalbibliothek und Spanischer Reitschule, ob das Parlament, wenn nur zu erahnen, da es bis 2020 restauriert wird), Rathaus, das Schloss Belvedere oder einige prachtvolle Häuserfassaden im 1. Bezirk oder am Naschmarkt. Wien funkelt von allen Seiten. Für meinen Geschmack ein wenig zu geschniegelt. Auch Ecken und Kanten haben ihren Reiz.
Im Unteren Schloss Belvedere, das im Auftrag des Prinzen von Johann Lukas von Hildebrandt in den Jahren 1712 bis 1716 erbaut wurde, lebte Prinz Eugen selbst. Später hat Erzherzog Franz Ferdinand, den der ein oder andere bestimmt in Zusammenhang mit Sisi kennt, bis zu seiner Ermordung 1914 hier gelebt. Das Obere Belvedere wurde 1723 fertiggestellt und diente lange Zeit als Repräsentations- und Festschloss. Heute kann man die Innenräume des Schlosses vor allem in Form von Kunstausstellungen, derzeit in einer Ausstellung vom österreichischen Künstler Klimt, besichtigen.

Wir sind am Samstag auch ein bisschen durch die Innenstadt geschlendert, die bekannten Straßen Graben und Kärntner Straße entlang. Von Prada über Louis Vuitton ist hier alles vertreten. Ich bin ja gar kein Innenstadt Fan, so auch nicht in Wien. Denn die von der Einwohnerzahl vergleichbare Stadt (ca. 1,8 Mio.) ist wuselig und drängelig. Aber in welcher Großstadt laden die Geschäftsstraßen auf einen Samstag Nachmittag zum gemütlichen Schlendern ein? Da fällt mir keine ein. Auf dem Weg zum Abendessen sind wir über den Naschmarkt geschlendert (die Straße heißt wirklich so). Er besteht aus vielen Essensständen, Restaurants, Klamotten und Ramschständen, wenn auch auf einen Samstag nur halb lebendig. Da finde ich mich jedenfalls mehr wieder als im Graben, der Prachtstraße Wiens.

Um halb 8 haben wir Nigge und Claudi (Mitbewohnerin von Nigge und Toni) in einem idyllischen Biergarten getroffen. Was gabs? Natürlich Wiener Schnitzel, das mir sofort auf dem Schoß gelandet ist. So aufgeregt war ich auf den Leckerbissen…Geschmeckt hat das Teil aber dennoch sehr! Und dazu ein Bier mit Almdudler. Herrlich!

In dem Biergarten haben wir laut Toni und Nigge eine typische Wienerin als Bedienung gehabt, forsch, unfreundlich und wenig tolerant Touristen gegenüber. Ich konnte mir in den zwei Tagen kein ausreichendes Bild über die Wiener Eigenarten machen. Außer die spezielle Sprache. Das kann man nicht überhören. Ich sage nur „Sackerl“ (=Tüte) oder „Hendl“ (=Huhn/Pute). :-) Ich bin sowohl auf offene und freundliche Wiener als auch auf garstige gestoßen. Aber das kennt man ja aus vielen Großstädten.

Gestern Morgen sind wir gegen halb 10 aufgebrochen und eine knappe halbe Stunde zum Fuß des Kahlenbergs geradelt. Zu Fuß sind wir dann auf den 484 m hohen Hügel gewandert, von dem aus die Stadt bei der zweiten Türkenbelagerung 1683 vom Entsatzheer befreit wurde. Heute wandert man durch friedliche Weinreben und wird mit jedem Meter mit einem noch weitreichenderen Blick über die Stadt belohnt. Oben angekommen, lädt eine kleine Hütte zum Verweilen ein. Wir haben es uns nicht nehmen laßen, den lokalen Wein zu probieren und dabei unsere mitgebrachten Snacks zu naschen. Wenn auf die Sonne immer so ein Verlass wäre wie an diesem Wochenende...Traumhaft. Im April mit Sonnencreme einschmieren, das hat doch was! Ich hätte da oben mit Toni ewig verweilen können. Über Gott und die Welt reden, Sonne tanken, Wein schlürfen, Gurke mit Hummus essen - Was will man mehr? Natürlich Nigge beim Marathon ins Ziel laufen sehen…Das haben wir zwar nicht ganz geschafft (Nigge war schneller als geplant), aber immerhin konnten wir ihn am Ziel treffen und anhand einer dicken Umarmung spüren, was er geleistet hat. :-)
Wir waren anschließend mit ihm und ein paar Freunden was trinken, bevor Toni und ich uns auf ein letztes Highlight unserer Wientour begeben haben: Der „Steffl“! 343 Stufen ging es auf den 137m hohen Südturm des Stephansdoms. Nach dem sonnenüberfluteten Wine Tasting war der Aufstieg auf der schmalen Wendeltreppe für mich nicht ganz ohne Schwindelgefühl möglich. Aber der Blick von oben lohnt sich allemal. Aus geöffneten Fenstern schaut man in alle Richtungen über die Häuserdächer der Stadt und erhält neben Orientierung auch eine Idee der Anordnung von Straßen und Gebäuden. Man kann vielleicht nicht erkennen, dass sich die Römer nachweislich bereits um 70 n. Chr. im Wiener Raum angesiedelt haben, aber man kann erahnen, wo die ehemalige Stadtmauer als Teil einer Wehranlage, die heute grob der Ringstraße entspricht, gestanden hat. Heute befinden sich all die prunkvollen Gebäude aus den verschiedensten Epochen entlang der Ringstraße, von der Staatsoper im Stil der Neorenaissance über das Rathaus im Stil der flämischen Gotik bis hin zur Votivkirche, dem einzigen Sakralbau, im neogotischen Stil.

Anschließend sind wir nach Hause geradelt, da ich am Abend zurück nach Hamburg geflogen bin. Ich habe gepackt und geduscht, während Toni mir einen typisch mit Marmelade gefülllten Germknödel mit Vanillesauce und Mohn zubereitet hat. Was habe ich es gut! Und geschmeckt hat der…hhhhhhmmmmm!

Nach einem kleinen Fauxpas auf dem Weg zur S-Bahn, den ich an dieser Stelle nicht weiter ausführe, hat Toni mich in die Bahn gesteckt. Dicke Umarmung und schwups, ist so ein Wochenende schon rum. Aber Toni sehe ich spätestens in zwei Wochen wieder, denn, wir sind jetzt wieder Kommilitoninnen und studieren gemeinsam Wirtschaftspsychologie an der Nordakademie.

 

Nun bin ich seit gestern Abend wieder in Hamburg und habe heute meine letzte Arbeitswoche bei Edel begonnen.

Wer Bildliches mag, schaue hier:

https://photos.app.goo.gl/S42L62qYTn0Sgxuw1

 

 

Danke für euer Interesse und ganz liebe Grüße von

eurer Lotti